Foto: Werner Koch
Foto: Werner Koch

Berghäuser Straße 13, alte Hausnummer 27

"Laie" (früher Ahle oder Ähle)

 

Das Haus ‚Ahle’ wird erstmals um 1520 mit dem Besitzer Johannes Scheffer (Schäfer) erwähnt. Als weitere Familiennamen folgen Kremer (Krämer), Fleck und Born. Zum Ende des 18. Jahrhunderts dann erstmals der Name Schneider.

 

Erbauer dieses Hauses waren im Jahr 1818 die Eheleute Johannes und Catharina Schneider, deren Familie zum Teil nach Amerika auswanderte und zum anderen Teil ausstarb. Das vorherige Haus (Ähle-Haus) brannte im Jahre 1817 ab. In der erhaltenen Hauschronik von „Chräsds“ in Hemschlar wird berichtet: „Feuer ausgebrochen in Berghausen im Ählehaus, abgebrannt morgens um 9 Uhr.“

 

Zimmermeister des neuen Hauses war Christian Scheffel aus Berghausen.

 

Nicht genau zu benennen ist der Wechsel des Hausnamens von „Ähle“ zu „Laie“.

 

Beim Begriff „Laie“ (Leie, Leihe, Laye) dachte man einst an Fels, Stein oder Schiefer. Er steht auch für hervorspringende Bergnasen, bei denen der Fels frei zutage tritt. Über die Herkunft des Hausnamens Laie wurde in der Familie berichtet, dass der steinige Untergrund des Hauses (das Haus ist bis heute nicht vollständig unterkellert) somit namensgebend gewesen sein könnte.

 

Im Jahr 1840 kaufte der Bauer Johann Georg Born-Vitus das inzwischen leerstehende Laie-Haus für seine Tochter Catharina (1814-1892) und den Schwiegersohn, Bäckermeister Johann Henrich Radenbach (1811-1861), der aus dem Haus Strüthers stammte.

 

Im Haus Laie wurde seit dem Jahre 1840 Land- und Forstwirtschaft betrieben. Außerdem bestand ununterbrochen bis zum Jahre 1958 eine Bäckerei im Haus. Der Anbau einer größeren Backstube vollzog sich Ende des 19. Jahrhunderts. Noch heute sprechen die noch lebenden Nachkommen von der „kleinen“ und der „großen Backstube“ im Haus. Ab dieser Zeit wurde zur Bäckerei ein kleines Lebensmittelgeschäft betrieben, das sich ab 1958 durch einen neuen Hausanbau ausdehnte. Im gleichen Jahr – 1958 – musste die Bäckerei aufgegeben werden, da der Bäckermeister Heinrich Radenbach (1892-1958) verstarb. Sein Sohn Richard (1928-1946), der das Bäckerhandwerk erlernte und Nachfolger werden sollte, verstarb bereits 1946 durch einen Unfall.

 

Die Landwirtschaft wurde Ende der 60er-Jahre aufgegeben. Das Lebensmittelgeschäft wurde bis zum Jahr 1986 fortgeführt.

 

Das Haus befindet sich inzwischen in der 7. Generation mit dem Familiennamen Radenbach, heutiger Besitzer: Paul Theo Radenbach.

 

Ein Familienmitglied der 4. Generation, Emilie Radenbach (1890-1987), wurde im Haus Laie geboren und ist auch dort gestorben. Sie blieb zeitlebens ledig, litt bereits im Kindesalter an Schwerhörigkeit und war auch sonst gesundheitlich beeinträchtigt. Dennoch überlebte Emilie ihre 4 Geschwister um 30 Jahre und länger. Sie hat ihr ganzes Leben in der Bäckerei und im Laden des Elternhauses zugebracht, zuletzt in der Familie ihres Neffen Karl Radenbach. Alle Leute im Dorf kannten „Laie Mielchen“, wie sie genannt wurde. Sie war immer freundlich, sorgfältig und pflichtbewusst in allem, was sie tat.

Dazu eine Anekdote:

Im Laden gab es einen Schieferstein (der heute noch im alten Laden vorhanden ist), eine Tafel, auf dem viele Jahre die wenigen Pfennigschulden in Erinnerung gehalten wurden, z. B. Zigarettenschachteln für wenige Groschen, für 2 Pfennige Zuckersteine uvm.

 

Das waren noch Aufträge für den Dienst am Kunden; und dies unter Umständen auch auf Kredit. Das bedeutete: Man stand „uff dem Stee“. Beim nächsten Einkauf kam dann die freundliche Mahnung: „Bei dea stedd noch wos uff’m Stee!“ „Eijajei, ech kann awer haure nedd bezohle!“ war die zerknirschte Antwort. „Na, da awa ds nägste Mul!“ So hat Laie Mielchen immer wieder ein Auge zugedrückt. Ihre Buchführung (die auf dem Stein) stimmte, verloren ging nichts.

 

 

Und wenn dann alles bezahlt war, wurde der Eintrag „uff dem Stee“ einfach weggewischt und alles war vergessen. Keine alten Einträge oder dergleichen gab es. Einmal „uff‘m Stee“ gestrichen, war dies für alle Zeit vergessen.

 

 

Fotos: Familie Radenbach

Kontakt

Verein für Heimat, Kultur und Freizeitgestaltung e.V. Berghausen

 

Info@Berghausen-Edertal.de

 

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